von Sabrina Tomasino
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15. Mai 2020
Sebas kam mit 11 Monaten zu mir. Er ist der dritte Straßenhund aus Spanien den ich aufgenommen habe. Ich wusste, dass er geschlagen wurde und es schwer war ihn überhaupt einzufangen. Hunde haben verschiedene Konfliktstrategien , man nennt sie die 4 F : - Fight (Kampf) - Flight (Flucht) - Flirt / Fiddlen (übertriebene Spielaufforderungen, aktives Demutsverhalten) - Freeze (Einfrieren / Erstarren) Welche Strategien ein Hund wählt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Für Sebas hat vermutlich die Strategie „Fight“ schlussendlich die beste Strategie dargestellt. Außer mir und ein Teil meiner Familie, durfte nichts und niemand – außer Hunde (je nach Sympathie) – in seine Nähe kommen. Selbst aus größter Distanz war er außer sich. Sparziergänge galten einem Spießroutenlauf. Um seine Angst- Aggression nicht zu steigern und um im Training nicht zurück zu fallen, musste ich gut überschaubare Spazierwege auswählen um frühzeitig auf Umwelteinflüsse reagieren zu können. Gut und positiv aufgebautes Training haben Sebas geholfen, sich im Alltag unter Menschen gut zurecht zu finden. Um bereits Gelerntes zu erhalten ist es weiterhin nötig die Umwelt für ihn kontrollierbar zu halten, so dass er durch Schreckmomente nicht wieder in alte Muster zurückfällt. Wenn man sich jedoch mit Sebas ruhig, geduldig und körpersprachlich richtig auseinandersetzt, kann er sehr schnell Vertrauen fassen und ist der liebevollste Hund, den man sich vorstellen kann. Was passiert eigentlich bei Gewalt gegen Hunde? Tiere sind fühlende Lebewesen wie wir auch . Bei Anwendung von Gewalt werden Schmerz und Leid zugefügt. Physische und psychische Schäden und somit Verhaltensauffälligkeiten sind die Folge. Ich bin der festen Überzeugung jeder von uns hatte in der Vergangenheit Erlebnisse, die Spuren im Inneren hinterlassen haben. Tieren geht es nicht anders. Respekt anstatt Gewalt ! Ein Hund hat das Recht, dass man ihn respektvoll behandelt. Hierzu gehört der Verzicht (auch beim Training) auf Schläge, Tritte, Leinenrucks, bewerfen mit Gegenständen, Stachel-, Würge-, Elektro- und Sprühhalsbänder, aber auch Anbrüllen, Rückenwurf, Niederdrücken, Schnauzengriff sowie Einschüchterung und Isolieren. Hunde zu trainieren ist keine Machtausübung , um die eigenen Ziele durchzusetzen, vorbei an den Bedürfnissen des Hundes. Leider geht es oftmals um den schnellen Erfolg, welcher jedoch nie von Dauer sein wird und auch nicht ohne negative Folgen für den Hund. Hundetraining ausgeübt mit Druck und Gewalt ist nicht gleichbedeutend mit wirklich gelernt . Um zu verstehen wie ein Hund lernt, muss man hierfür die Arten des Lernens kennen und anwenden. Ebenso wichtig spielt dabei die Lernatmosphäre , denn sie verknüpfen sämtliche Sinneseindrücke wie hören, sehen, spüren, riechen und auch wie sich sie in diesem Moment gerade fühlen (Emotionen) mit. Zu starker Stress macht Lernen unmöglich. Wenn ein Hund das von uns gewünschte Verhalten nicht ausführt, liegt es auch oftmals daran, dass wir es ihm nicht verständlich für ihn beibringen. Die Kommunikation bei Hunden liegt sehr hoch im nonverbalen (körpersprachlichen) Bereich. Bei uns Menschen ist die verbale Kommunikation überwiegend. Beim Umgang mit den Hunden passiert es daher oft, dass sich unsere Worte zu unserer Körpersprache widersprüchlich verhalten. Missverständnisse und Überforderung sind somit auf beiden Seiten vorprogrammiert. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind und die Werkzeuge, welche uns die moderne Verhaltensforschung in die Hand gibt nutzen und umsetzen anstatt veralteten Theorien nachzuhängen. In diesem Sinne „ Positive Rocks “ ;-)