
Die Freude ist erstmals riesig, wenn man einen Hund adoptiert. Man stellt sich die Zeit schon bildlich vor wie z. B. schöne Spaziergänge in Form von schlendern durch den Wald, Park, Stadt oder in sportlicher Hinsicht, viele Kuscheleinheiten, einen Beschützer und noch vieles mehr. Wir haben schon quasi eine genaue Vorstellung oder Traum der durch den Einzug des Hundes endlich verwirklicht wird bzw. werden soll. Ist das aber so? Die Realität sieht meistens anders aus. Dies lässt sich schnell mit „Erwartungshaltung“ beantworten. Unsere Erwartungen an den Hund sind bereits vor Einzug in ein Paket geschnürt und wir warten wie an Weihnachten oder Geburtstag darauf, es endlich auspacken zu können. Nur der Hund, hat leider keinerlei Ahnung davon was der zukünftige Besitzer sich wünscht. Auch nach Ankunft wird er das nicht wissen. Der Tag des Einzuges ist gekommen und der Hund aus dem Tierschutz scheint für manche Menschen so undankbar, denn schließlich wurde er gerettet. Er hat ein schönes zu Hause mit Schlafplatz, genügend Futter und neuen Spielsachen bekommen. Warum also: - uriniert er ins Haus? - zerstört Gegenstände? - knurrt er mich an? - mag nicht mit mir kuscheln? - vergrault er meinen Besuch, der ihm nichts tun und ihn doch auch nur streicheln will? - springt er in die Leine und bellt andere Hunde an? Zumindest Hunde sollte er doch kennen und mögen. - schaut er mich auf dem Spaziergang nicht an und/oder gar spielt mit mir? Und noch vieles mehr… Nun werden einige bestimmt auch sagen, eine Erwartungshaltung hatte ich zuvor nicht. Gerade Welpenbesitzer starten eher mit vielen Fragen in das Zusammenleben mit ihrem neuen Familienmitglied. Was soll es da an Problemen geben? Es sind quasi zwei Dinge, welche es im gesamten Zusammenleben ausmachen. Zum einen die Erwartungen und zum anderen die Interpretationen hundlichen Verhaltens in menschlicher Sicht gesehen. Gerne gebe ich auch hier das Beispiel anhand des schuldigen Blickes. Jeder kennt diesen Satz und/oder hat ihn auch schon von einem Hundebesitzer gehört: „Er weiß ganz genau was er getan hat“ Das ist die menschliche Interpretation, weil wir Menschen diesen Blick haben und ja, die Kinder größeren Alters wissen, warum die Eltern sauer sind. Mit Kindern kommunizieren wir auch auf einer ganz anderen Ebene wie mit unseren Hunden. Wir Menschen nutzen vermehrt die verbale Kommunikation, während Hunde in erster Linie die körpersprachliche Kommunikation nutzen. Gehen wir nun mal auf die zerstörten Gegenstände im Wohnzimmer ein. Was sagt der Hund mit seinem Blick, denn nun wirklich? Und warum hat er die Gegenstände denn zerstört? Er sagt: „Ich merke du bist wütend, ich will aber keinen Ärger mit dir, deshalb versuche ich zu beschwichtigen, um deine Aggression mir Gegenüber herunterzufahren“. Wie tut er das genau? Hier einige Beispiele für Demutsverhalten: - Er wendet den Blick ab - Er dreht den Kopf leicht weg - Er hält eine geduckte Körperhaltung - Er legt sich auf den Rücken (Fehlinterpretation bei Wölfen: Alpha-Wurf) - Er züngelt - Er hebt die Vorderpfote - Er zieht den Schwanz ein - Er läuft weg und versteckt sich somit für ihn gesehen vor der drohenden Gefahr (Es müssen nicht alle Elemente gleichzeitig gezeigt werden) Warum hat der die Gegenstände zerstört? Die menschliche Interpretation ist: Das war pure Absicht. Er hat das mutwillig getan, weil wir gegangen sind und um es uns heimzuzahlen. Auch wird dem Hund dann noch meist unterstellt, er wolle damit sagen, der Besitzer solle so etwas nicht mehr tun. Er wolle ihn quasi mit den zerstörten Gegenständen dazu bringen, zu tun was er möchte. Ungefähr nach dem Motto „Wenn du nochmal ohne mich gehst, werde ich wieder Dinge zerstören“. Der Grund warum Hunde Dinge in unserer Abwesenheit zerstören liegt daran, dass sie unter Trennungsstress leiden. Kauen ist ein natürliches Bedürfnis von Hunden und um mit dem (Trennungs-)Stress umzugehen, kauen sie Dinge an. Kauen hat einen beruhigenden Effekt. Somit sagt der Hund hier: „Ich habe nicht / nicht richtig gelernt alleine zu bleiben. Du bist gegangen ohne mir beizubringen, was ich während deiner Abwesenheit tun kann, damit ich mich wohl fühle. Ich habe diese Dinge zerkaut, damit es mir besser geht bis du wiederkommst“. Daher ist im Zusammenleben mit Hunden wirklich wichtig genau zu Wissen wie Hunde mit uns sprechen und wie sie lernen. Wissen wir das nicht, haben wir nur unsere unerfüllte Erwartungshaltung gepaart mit Fehlinterpretationen. Was wir zum Ende bekommen sind viele Unsicherheiten des Hundes uns gegenüber und Verhaltensproblemen im Alltag.

Viele Erziehungsmethoden leiteten sich von Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft ab. Jedoch sind die sozialen Strukturen von Wölfen in Gefangenschaft nicht mit frei lebenenden zu vergleichen. Wölfe leben als ein Familenverband zusammen, bestehend aus Elterntieren und deren Nachwuchs (Welpen und Jungtiere der letzten 1-2 Jahre). Sobald der Nachwuchs erwachsen ist, wandern sie in der Regel ab, um eine eigene Familie in einem neuen Territorium zu gründen. Eine Bildung der Rangordnung mit Alpha- und Beta-Wölfen entsteht, wenn Wölfe in Gefangenschaft zusammenleben müssen und nicht abwandern können. Auf Grund von Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft - welcher als Urahne unserer Hunde gilt - haben sich Erziehungsmethoden für Hunde entwickelt wie z. B. der "Alpha-Wurf", bei dem der Hund auf den Rücken geworfen und so lange festgehalten wird, bis er sich unterordnet, um so dem Hund zu zeigen, dass der Mensch das Alphatier ist, da oft noch die Meinung herrscht, dass Wölfe dies tun und man auch nach diesem Muster seinen Hund richtig erziehen würde. Fakt ist, dass der Alpha-Wurf bei Wölfen nicht existiert . Diese Meinung beruht vermutlich auf Fehlinterpretationen beim Beobachten von Jungtieren, welche sich futterbettelnd und freiwillig auf den Rücken vor die Elterntiere legten. Weiterer Fakt ist auch, dass wir Menschen niemals die Körpersprache von Hunden imitieren können . Hunde sind wahre Meister der Körpersprache, da dies - zusätzlich zum Knurren, Bellen etc. - ihr einzigstes Kommunikationsmittel ist. Für Hunde sind wir keine Hunde, sondern ein Sozialpartner auf zwei Beinen. Hunde untereinander senden Signale aus, die es dem Menschen auch oftmals schwer fallen zu sehen. Ein Hund tut nie etwas ohne Grund. Bei Fehlverhalten sollte gefragt werden, wer was dazu beigetragen hat / beiträgt, dass er tut was er tut. Mir ist es ein persönliches Anliegen mit vielen Mythen aufzuräumen und über die Verhaltensweisen von Hunden, vor allem ihres eigenen Hundes aufzuklären, darüber zu informieren wie Hunde lernen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie man Hunde mit positiver Verstärkung erziehen kann. Hunde sind fühlende Lebewesen und Emotionen haben im Hundetraining eine bedeutende Rolle!