
Sebas kam mit 11 Monaten zu mir. Er ist der dritte Straßenhund aus Spanien den ich aufgenommen habe. Ich wusste, dass er geschlagen wurde und es schwer war ihn überhaupt einzufangen. Hunde haben verschiedene Konfliktstrategien , man nennt sie die 4 F : - Fight (Kampf) - Flight (Flucht) - Flirt / Fiddlen (übertriebene Spielaufforderungen, aktives Demutsverhalten) - Freeze (Einfrieren / Erstarren) Welche Strategien ein Hund wählt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Für Sebas hat vermutlich die Strategie „Fight“ schlussendlich die beste Strategie dargestellt. Außer mir und ein Teil meiner Familie, durfte nichts und niemand – außer Hunde (je nach Sympathie) – in seine Nähe kommen. Selbst aus größter Distanz war er außer sich. Sparziergänge galten einem Spießroutenlauf. Um seine Angst- Aggression nicht zu steigern und um im Training nicht zurück zu fallen, musste ich gut überschaubare Spazierwege auswählen um frühzeitig auf Umwelteinflüsse reagieren zu können. Gut und positiv aufgebautes Training haben Sebas geholfen, sich im Alltag unter Menschen gut zurecht zu finden. Um bereits Gelerntes zu erhalten ist es weiterhin nötig die Umwelt für ihn kontrollierbar zu halten, so dass er durch Schreckmomente nicht wieder in alte Muster zurückfällt. Wenn man sich jedoch mit Sebas ruhig, geduldig und körpersprachlich richtig auseinandersetzt, kann er sehr schnell Vertrauen fassen und ist der liebevollste Hund, den man sich vorstellen kann. Was passiert eigentlich bei Gewalt gegen Hunde? Tiere sind fühlende Lebewesen wie wir auch . Bei Anwendung von Gewalt werden Schmerz und Leid zugefügt. Physische und psychische Schäden und somit Verhaltensauffälligkeiten sind die Folge. Ich bin der festen Überzeugung jeder von uns hatte in der Vergangenheit Erlebnisse, die Spuren im Inneren hinterlassen haben. Tieren geht es nicht anders. Respekt anstatt Gewalt ! Ein Hund hat das Recht, dass man ihn respektvoll behandelt. Hierzu gehört der Verzicht (auch beim Training) auf Schläge, Tritte, Leinenrucks, bewerfen mit Gegenständen, Stachel-, Würge-, Elektro- und Sprühhalsbänder, aber auch Anbrüllen, Rückenwurf, Niederdrücken, Schnauzengriff sowie Einschüchterung und Isolieren. Hunde zu trainieren ist keine Machtausübung , um die eigenen Ziele durchzusetzen, vorbei an den Bedürfnissen des Hundes. Leider geht es oftmals um den schnellen Erfolg, welcher jedoch nie von Dauer sein wird und auch nicht ohne negative Folgen für den Hund. Hundetraining ausgeübt mit Druck und Gewalt ist nicht gleichbedeutend mit wirklich gelernt . Um zu verstehen wie ein Hund lernt, muss man hierfür die Arten des Lernens kennen und anwenden. Ebenso wichtig spielt dabei die Lernatmosphäre , denn sie verknüpfen sämtliche Sinneseindrücke wie hören, sehen, spüren, riechen und auch wie sich sie in diesem Moment gerade fühlen (Emotionen) mit. Zu starker Stress macht Lernen unmöglich. Wenn ein Hund das von uns gewünschte Verhalten nicht ausführt, liegt es auch oftmals daran, dass wir es ihm nicht verständlich für ihn beibringen. Die Kommunikation bei Hunden liegt sehr hoch im nonverbalen (körpersprachlichen) Bereich. Bei uns Menschen ist die verbale Kommunikation überwiegend. Beim Umgang mit den Hunden passiert es daher oft, dass sich unsere Worte zu unserer Körpersprache widersprüchlich verhalten. Missverständnisse und Überforderung sind somit auf beiden Seiten vorprogrammiert. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind und die Werkzeuge, welche uns die moderne Verhaltensforschung in die Hand gibt nutzen und umsetzen anstatt veralteten Theorien nachzuhängen. In diesem Sinne „ Positive Rocks “ ;-)

Viele Erziehungsmethoden leiteten sich von Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft ab. Jedoch sind die sozialen Strukturen von Wölfen in Gefangenschaft nicht mit frei lebenenden zu vergleichen. Wölfe leben als ein Familenverband zusammen, bestehend aus Elterntieren und deren Nachwuchs (Welpen und Jungtiere der letzten 1-2 Jahre). Sobald der Nachwuchs erwachsen ist, wandern sie in der Regel ab, um eine eigene Familie in einem neuen Territorium zu gründen. Eine Bildung der Rangordnung mit Alpha- und Beta-Wölfen entsteht, wenn Wölfe in Gefangenschaft zusammenleben müssen und nicht abwandern können. Auf Grund von Beobachtungen von Wölfen in Gefangenschaft - welcher als Urahne unserer Hunde gilt - haben sich Erziehungsmethoden für Hunde entwickelt wie z. B. der "Alpha-Wurf", bei dem der Hund auf den Rücken geworfen und so lange festgehalten wird, bis er sich unterordnet, um so dem Hund zu zeigen, dass der Mensch das Alphatier ist, da oft noch die Meinung herrscht, dass Wölfe dies tun und man auch nach diesem Muster seinen Hund richtig erziehen würde. Fakt ist, dass der Alpha-Wurf bei Wölfen nicht existiert . Diese Meinung beruht vermutlich auf Fehlinterpretationen beim Beobachten von Jungtieren, welche sich futterbettelnd und freiwillig auf den Rücken vor die Elterntiere legten. Weiterer Fakt ist auch, dass wir Menschen niemals die Körpersprache von Hunden imitieren können . Hunde sind wahre Meister der Körpersprache, da dies - zusätzlich zum Knurren, Bellen etc. - ihr einzigstes Kommunikationsmittel ist. Für Hunde sind wir keine Hunde, sondern ein Sozialpartner auf zwei Beinen. Hunde untereinander senden Signale aus, die es dem Menschen auch oftmals schwer fallen zu sehen. Ein Hund tut nie etwas ohne Grund. Bei Fehlverhalten sollte gefragt werden, wer was dazu beigetragen hat / beiträgt, dass er tut was er tut. Mir ist es ein persönliches Anliegen mit vielen Mythen aufzuräumen und über die Verhaltensweisen von Hunden, vor allem ihres eigenen Hundes aufzuklären, darüber zu informieren wie Hunde lernen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie man Hunde mit positiver Verstärkung erziehen kann. Hunde sind fühlende Lebewesen und Emotionen haben im Hundetraining eine bedeutende Rolle!